Lenka S.

Noch ist Polen nicht verloren

Ihre Liebe zum Nachbarn wurde für manche Polen-Freunde schon lange nicht mehr so auf Herz und Nieren geprüft wie in diesen Jahren. Doch Polen hat in seiner Geschichte schon viel überstanden, daher gilt es sich jetzt nicht abzukehren.

Mein Interesse und auch meine tiefgehende Beziehung zu Polen habe ich in vielen meiner Blogeinträge und Artikel der letzten Jahre deutlich gemacht. Ohne Wurzeln, ohne polnische Verwandtschaft entwickelten sich meine Gefühle von Auslandssemester zu Vorlesung, von Sprachunterricht zu Urlauben mehr und mehr. Doch es ist eine Art Hass-Liebe. Ja, Polen ging in den letzten Jahrhunderten, Jahrzehnten durch schwere Zeiten, keine Frage.

Ein Grund für meine Faszination waren unter anderem die 123 Jahre, in denen der Großteil Polens von der Landkarte verschwand und in denen die Idee Polens durch die Sprache, durch Literatur, Theater, Untergrund aufrecht erhalten worden war. Ein Land, geprägt von Spaltung, Vertreibung, Flucht.

Warum ausgerechnet dieses nun alle(s) ablehnt, die selbst davon betroffen sind, warum ausgerechnet in dem Land, das vor dem Zweiten Weltkrieg den höchsten Prozentsatz an jüdischen Bürgern in Europa hatte, vermehrt Menschen zum Antisemitismus neigen, ja warum ausgerechnet in dem Land, das geprägt war von verschiedenen Kulturen, Menschen vermehrt zum Ausländerhass tendieren, ist ein Rätsel, das für sich steht.

Natürlich gibt es auch den Teil der Polen, die selbst entsetzt sind, was in ihrem Land gerade passiert. Der Kontakt und Austausch zwischen Wissenschaftlern, Schulklassen, Studierenden ist daher so wichtig wie nie. Solange es die Politik nicht tut, müssen zivile Kräfte erst recht zusammenhalten. Erinnern an die interessanten, schönen Seiten Polens ist daher eine wichtige Form der Solidaritätsbezeugung: Noch ist Polen nicht verloren – Polska, wir glauben an Dich!


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