Gerry Weichselbaum

Österreichische Küche – Einbrennte Hund

Diesmal möchte ich Ihnen ein altes Rezept der österreichischen Küche vorstellen, das langsam aber sicher aus den Köpfen und von den Speisezetteln zu verschwinden droht. Zunächst darf ich aber Entwarnung geben: In diesem Rezept werden keine Hunde verarbeitet! Vielmehr hat der Volksmund irgendwann mal die Erdäpfel in „Hund“ umbenannt.

Da es ursprünglich ein rein vegetarisches Gericht war, wurde es nach alter Tradition speziell am fleischlosen Karfreitag serviert. Dieser Freitag vor Ostern ist in der katholischen Kirche ein strenger Fastentag. Die Legende sagt, dass man wenigstens im Namen die Anmutung von Fleisch haben wollte und so aus den stinknormalen Kartoffeln die „Hund“ wurden. Aber das ist nicht gesichert.

Sicher ist vielmehr, dass es sich um ein sogenanntes Arme-Leute-Essen handelt, da aus billigen Zutaten ein schmackhaftes und sättigendes Gericht zubereitet werden konnte. Speziell in den Nachkriegsjahren, als Geld und Lebensmittel knapp waren, standen die „einbrennten Hund“ häufig auf den Tischen der österreichischen Familien – schnell, einfach, billig!

Zunächst werden speckige oder vorwiegend festkochende Kartoffeln gegart. Ausdampfen lassen und schälen. In einer Pfanne kleingehackte Zwiebeln farblos andünsten, mit Mehl bestäuben und etwas anrösten. Mit Suppe aufgießen, unter leichtem Rühren aufkochen lassen bis eine sämige Konsistenz erreicht ist. Durch Beigabe von Suppe oder Mehl können Sie diese namensgebende „Einbrenn“ (Hochdeutsch: Mehlschwitze) flüssiger oder dicker machen. Angedrückte Wacholderbeeren und ein, zwei Lorbeerblätter mitdünsten. Nach etwa fünf Minuten Köcheln die in Scheiben geschnittenen Erdäpfel dazu geben, ebenso Scheiben von Gewürzgurkerln. Vor dem Servieren noch mit Salz, Pfeffer, einem Spritzer Essig (oder dem Gurkenwasser) abschmecken. Auf Wunsch kann man auch gehackte Dille oder Kapern untermischen.

Soweit die puristische, ursprüngliche Version der einbrennten Hund. Meine Oma und meine Mutter haben allerdings diesen ausgiebigen Kartoffeleintopf noch mit kleingeschnittener Extrawurst oder einer Knackwurst verfeinert (soferne nicht gerade Karfreitag war). In der fleischlosen Variation eignen sich die eingebrannten Erdäpfel übrigens auch hervorragend als Beilage zu gekochtem Rindfleisch.

Gutes Gelingen und guten Appetit!


Ähnliche Artikel