Maciej Sz.

Mama geht arbeiten, Papa bleibt zu Hause

Nach langen Gesprächen und dem Austausch von Argumenten, die dafür und dagegen sprechen würden, kam es in unserem ehelichen Garten ganz unerwartet zu einer Veränderung. Von nun an bin ich – Ehemann und Papa – mit den Kindern zu Hause und meine Frau geht arbeiten.

Ehrlich gesagt, habe ich mir das eigentlich bis dato nicht vorstellen können, aber nach einer Woche, die ich mit meinem Jüngsten und meinen Töchtern zu Hause verbrachte, muss ich zugeben, dass diese Erfahrung mir dabei hilft, die Arbeit, die bisher meine Frau verrichtet hat, in einem ganz anderen Licht zu sehen.

Ich plane jeden Abend, den nächsten Tag sehr gründlich. Gemeinsam mit meiner Frau gehen wir den Speiseplan und die Einkaufsliste genau durch. Wenigstens die grundlegenden Dinge, denn wie man weiß, ist der Mensch kein Faultier und kein Kamel. Irgendwann muss er essen und trinken. Die Pläne sind am Abend noch sehr vielversprechend, aber wie sieht es in der Realität aus?

Beginnen wir mit den Einkäufen. Ich weiß nicht, wie das meine Frau macht und wie sie es schafft, den Gürtel so eng zu schnallen, dass sie ihr Budget einhält. Es könnte sein, dass sie sich, anstatt mit dem Einkaufswagen zwischen den Regalen durchzuschlängeln und die Preise der Produkte zu vergleichen, das Geschäft betritt, die ausgewählten Produkte in den Korb packt, zur Kasse eilt, dort bezahlt und schnell das Geschäft verlässt.

Schnell, effizient und sparsam. Ich habe diese Methode auf verschiedene Weisen ausprobiert und es ist mir bis dato nicht gelungen, das Budget einzuhalten; egal, ob ich mit Einkaufliste und/oder Einkaufswagen unterwegs war oder ohne. Ich denke, dass das Problem etwas mit dem Geschlecht zu tun hat und nichts mit Selbstdisziplin zu tun hat. Meine Frau ist für mich einfach ein unerreichbares Ideal, wenn es darum geht, mit dem Haushaltsgeld zurecht zu kommen. Wie macht sie das?

Ein weiterer Punkt ist der effiziente Umgang mit der zur Verfügung stehenden Zeit. Die Fähigkeit, die Bedürfnisse der Kinder mit den eigenen zu vereinbaren, die Hausarbeit, das Mittagessen und andere Dinge nebenbei zu erledigen, können sehr leicht dazu führen, dass man schnell aufgrund der Masse an Dingen untergeht. Ein Tag ist besser, einer schlechter.

Nur wovon hängt das ab? Ich weiß es nicht. Ich bemühe mich jeden Tag auf dieselbe Art und Weise: ich plane, mache und trotzdem ist das Resultat immer ganz anders als vorgesehen. Die Zeit rinnt einem durch die Finger und löst sich unsichtbar in Luft auf. Die Haushaltspläne des Vaters verwandeln sich in Tau, der sich – ebenso wie die Pläne – schnell bildet, einen schönen Tag vorhersagt und mit seiner Schönheit lockt, um noch schneller zu verschwinden.

Es könnte so schön sein, aber das Resultat ist so wie immer…

Ich bin davon ausgegangen, dass Frauen, die ihre Zeit mit ihrem Baby zu Hause verbringen, erfüllt und zufrieden sein müssen. Die These mag wohl altmodisch und antifeministisch sein, aber sie ist – zumindest im ersten Lebensabschnitt des Kleinkindes – unabdingbar und unersetzbar. Ganz genau genommen, ist sie es in den ersten sechs Monaten.

Mir schien immer, dass sie sehr viel Zeit haben müsste, um alles machen zu können. Ganz genau genommen: Es schien mir nur so. Ich hätte mit meiner Annahme, basierend auf einem Fünkchen Theorie, nicht falscher liegen können, denn richtige Annahmen basieren auf Fakten. Der erste Tag hat mir gezeigt, dass man viel erledigen kann, aber eben nicht alles.

Die andauernde Pflicht, hinter einem energiegeladenen Zweijährigen hinterher zu laufen, trägt nicht nur dazu bei, dass man kaum zur Ruhe kommt, sondern zeigt auch noch ganz deutlich, dass es unmöglich ist, gewisse Dinge vorauszuplanen. Sicherlich könnte man einen Käfig für das Kind errichten und diesen bis zum Rand mit diversen Spielsachen befüllen, um endlich in Ruhe tätig werden zu können. Aber geht es wirklich darum?

Die Zeit soll ja dem Kind und dem Vater dienen. Das gegenseitige Kennenlernen, Wahrnehmen, die Erziehung mit Hilfe von Spielen, die Formierung des Charakters, die Freude, die im Herz und im Gedächtnis verbleibt und in Zukunft im Leben des Kindes Früchte trägt.

Wenn wir schon von Erziehung sprechen, muss ich zugeben, dass der Kleine es perfekt versteht, die Unzulänglichkeiten seines Vaters ans Tageslicht zu bringen. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass dies immer passiert, aber es gibt schon manchmal Momente, die als schwer – wenn nicht sogar als besonders herausfordernd – zu bezeichnen wären und die einer, der Krisensituation entsprechenden Reaktion erfordern. Gleichzeitig wird aber mindestens eine gleichgroße Portion Geduld verlangt. Jede Mama und jeder Papa könnte ein Dutzend solcher Situation auflisten, in denen wir nur beim Beobachten des Treibens unserer Lieblinge uns aufblasen wie ein Luftballon und uns fragen, wann wir explodieren. Die Augen färben sich vor Erregung rot, die Stimme wird automatisch höher, die Nerven immer angespannter und der Wutausbruch des Erwachsenen nur noch eine kurze Frage der Zeit. Viele Schachstrategen verweisen darauf, dass die beste Form der Verteidigung der Angriff ist, aber beim Verbringen von Zeit mit seinem eigenen Kind kann von Schach keine Rede sein und das Leben ist auch kein Spiel.

Unser kleiner Gegner benötigt keinen Angriff, sondern eine helfende Hand, die ihm aus dem Brunnen der Deapprobation, der kindlichen Hilfslosigkeit und Hysterie heraushilft. In diesen Momenten stelle ich mir irgendeinen Baum, eine Kolummne, einen Salzstein vor zu dem ich spreche und merke, dass umso nervöser werde, je mehr ich schreie. Ich steigere mich immer mehr hinein und meine negativen Emotionen wachsen, während jenes Symbol so wie es dastand weiterhin dasteht. Ich selbst jedoch entblösse meine eigenen Rat-, und Hilflosigkeit.

Es gibt jedoch auch Momente, in denen ich einfach nur losheulen und einen Fluss an Tränen – die Frucht meiner Hilflosigkeit – vergießen möchte. Nur wann?


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