Julia Lenart

Der Schwarzenbergplatz

Der Schwarzenbergplatz südlich der Innenstadt Wiens ist einer der größten und viel befahrensten Plätze Wiens. Die verschiedenen Wahrzeichen des Platzes erzählen unterschiedlichste Geschichten.

Frühe Geschichte des Ortes

Die Stelle, an der heute der Schwarzenbergplatz liegt, war ursprünglich Teil des Glacis vor den Stadtmauern Wiens. Diese wurde im 13. Jahrhundert errichtet und verlief entlang der heutigen Ringstraße. Zwischen den Vorstädten Wiens und der Stadtmauer lag zu großen Teilen Ödland, in dem sich einige Kleinsiedlungen – sogenannte Lucken – bildeten.

Im Rahmen der ersten Türkenbelagerung (1529) wurden die Lucken zerstört, Ackerland gerodet und eine riesige Freifläche zur Verteidigung der Stadt geschaffen – das sogenannte Glacis (der Begriff stammt aus dem Italienischen und bedeutet so viel wie eine Aufschüttung vor den Festungsmauern). Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Fläche fortwährend erweitert; von anfangs 40 Klaftern (95m), bis zu 400 Schritt (450m) bei der zweiten Türkenbelagerung (1683).

Der Schwarzenbergplatz mit dem Reiterstandbild im Hintergrund

Als kriegerische Auseinandersetzungen seltener wurden, wurde das Glacis zunehmend zivil genutzt. Kaiser Joseph II setzte in seiner „Regulirung“ [sic!] von 1770 eine Verschönerung des tristen Ödlandes durch. Es wurden Straßen und Alleen errichtet und die wachsende Stadt nahm bald das gesamte Glacis ein. Es entwickelte sich ein reges Industrie- und Handelstreiben. Viele Märkte lagen vor den Toren Wiens, wie noch heute aus Namen, wie dem Heu- oder Naschmarkt hervorgeht. Dort, wo sich heute der Schwarzenbergplatz befindet, befand sich im Mittelalter der Tandlermarkt.

Der Namensbaron des Schwarzenbergplatzes.

Derzeit wird das Schwarzenberg-Denkmal renoviert

Den Namen hat der Platz von General Karl Philpp Fürst von Schwarzenberg (1771-1820). Er wurde 1788 in den Militärdienst berufen und machte sich sowohl als Feldherr (unter anderen beim Russlandfeldzug) als auch als Diplomat (er war bei den Verhandlungen der Eheschließung Napoleons mit Erzherzogin Marie-Louise von Österreich dabei) einen Namen. Berühmt wurde Schwarzenberg aber erst durch den Sieg bei der Völkerschlacht bei Leipzig (1813). Diese gilt als Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege. Die Verbündeten (Schweden, Russland, Preußen und Österreich) kämpften gegen Napoleon, dessen Machtbestrebungen in Europa für Ärger sorgten. Schwarzenberg befehligte in der Schlacht die Hauptarmee der Verbündeten (die Böhmische Armee) und brachte der Allianz den Sieg ein. Dieser Sieg sollte in die Geschichte eingehen, da er den Rückzug Napoleons aus dem Deutschen Reich zur Folge hatte und den baldigen Untergang Napoleons besiegelte.

Fünfzig Jahre später gab Kaiser Franz Joseph I zu Ehren des siegreichen Generals Schwarzenberg ein Denkmal beim Dresdener Bildhauer Ernst Hähnel in Auftrag. Der Grundstein für dieses Reiterstandbild wurde genau zum Jahrestag der Völkerschlacht gelegt (zur damaligen Zeit ein nicht unumstrittenes Datum); zwei Tage später wurde es enthüllt. Der Platz, an dem das Denkmal errichtet wurde, trägt seither den Namen Schwarzenbergplatz.

Der Hochstrahlbrunnen

Der Hochstrahlbrunnen

Anlässlich des Baus der ersten Wiener Hochquellwasserleitung, wurde der Hochstrahlbrunnen bei Gustav Bruck in Auftrag gegeben. Die neue Leitung bringt (noch heute) frisches Trinkwasser von den Voralpen nach Wien. 1873 wurden die Hochquellwasserleitung und der Hochstrahlbrunnen von Kaiser Franz Joseph I feierlich eröffnet. Der Schwarzenbergplatz wurde vergrößert, um auch den Brunnen einzunehmen.

1906 wurde der Brunnen zum Leuchtbrunnen umgebaut; seither leuchtet er bei Nacht in bunten Farben. Die verschiedenen Brunnenteile sind nach einer bestimmten Symbolik angelegt. In der Mitte befinden sich zwölf große Wasserstrahlen (die zwölf Monate), die gemeinsam mit sechs kleineren Fontänen rundherum die sieben Tage der Woche repräsentieren. Am Brunnenrand sind genau 365 kleine Fontänen angebracht, entsprechend der Anzahl der Tage eines Jahres.

Das Heldendenkmal

Am südlichen Ende des Schwarzenbergplatzes befindet sich das Heldendenkmal, auch Russendenkmal genannt. Es erinnert an die Befreiung Wiens durch die Rote Armee.

Die Säulenreihe erinnert an die Eroberung Wiens durch die Rote Armee

Der sowjetische Soldat überblickt den gesamten Platz

Errichtet wurde es von der Roten Armee direkt nach der Befreiung im August 1945 (die Planung begann schon während der Kämpfe). Während der Besatzungszeit (bis 1956) wurde der südliche Teil des Schwarzenbergplatzes von der russischen Besatzungsmacht in „Stalinplatz“ umbenannt. Hier befand sich der Hauptsitz der vier Besatzungsmächte.

Das Denkmal besteht aus in Halbkreisform angeordneter Säulen, über denen in russischer Sprache steht: „Ewiger Ruhm den Helden der Roten Armee, die gefallen sind im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Landräuber – für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker Europas“. Der braune Würfel in der Mitte des Denkmals erinnert an die bei der Eroberung Wiens gefallenen Soldaten. Daraus ragt eine 20 Meter hohe Säule hervor, auf der ein symbolhafter sowjetischer Soldat mit Fahne und Wappen steht und den gesamten Platz überblickt.

 

Der Schwarzenbergplatz ist umrundet von einigen berühmten und architektonisch interessanten Gebäuden, doch deren Geschichte ist eine andere …


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