Sandra Schmidhofer

Die Zieglergasse wird zur Kühlen Meile

Wiens erste klimaangepasste Straße

Es ist Sommer und die Tage werden heißer. Im 7. Wiener Gemeindebezirk macht sich das besonders bemerkbar, der Bezirk Neubau hat einen Grünflächenanteil von gerade einmal 2%. “Kühle Meile Zieglergasse” ist ein Pilotprojekt ​der Bezirksvorstehung Neubau und dem Magistrat für Straßenbau und Verwaltung (MA28)​, das langfristig für Abkühlung sorgen soll.

Ein Best-Practice-Beispiel gegen den Klimawandel

50 bis 55 extreme Hitzetage pro Jahr werden in Wien bis zum Ende des Jahrhunderts prognostiziert. Das hätte massive Folgen für die Gesundheit der Wiener*innen. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken wurde das Pilotprojekt ins Leben gerufen. Auf einer Länge von einem Kilometer sollen Bäume, Sitzgelegenheiten mit Beschattung, Trinkbrunnen und Kühlbögen mit Sprühnebel für eine spürbare Abkühlung sorgen. Außerdem wurden Gehsteige verbreitert, einige Parkplätze mussten weichen und 150 neue Fahrradabstellplätze wurden errichtet um Anreize für klimafreundliche Mobilität zu schaffen. Hellere Bodenpflasterung wirkt der Hitzespeicherung entgegen. Gerade für ältere Menschen, Kinder und Haustiere, die unter extremen Temperaturen besonders leiden, soll die Kühle Meile eine Erhöhung der Lebensqualität bewirken. Martin Reiter, Bezirksvorsteher des 7. Bezirkes, bezeichnet das Pilotprojekt als Best-Practice-Beispiel für die Klimawandelanpassung in Wien. Ähnliche Projekte sind bereits im Entstehen, unter anderem die “Kühle Meile Neubaugasse”

Geduld ist gefragt

Die Erneuerung der Zieglergasse wird von den Wiener*innen nicht nur positiv aufgenommen. Zu wenig Bäume, nicht ausreichend Schatten und zu viel Schmutz lauten einige der Kritikpunkte. Auch die Sinnhaftigkeit der Kühlbögen wird von manchen hinterfragt. Von Seiten der Bezirksvorstehung wird um Geduld gebeten. Es wird ungefähr 3 bis 5 Jahre dauern, bis die vollständige Wirkung der Maßnahmen spürbar ist. Mehr Bäume wären wünschenswert, doch aufgrund von behördlichen Vorgaben gestaltet sich die Baumpflanzung in der Wiener Bestandsstadt oft als schwierig. Die Wurzeln dürfen nicht zu tief reichen, da sonst Leitungen beschädigt werden. Aus diesem Grund ist es nicht immer möglich große Bäume zu pflanzen und Alternativen sind gefragt. Sprühnebelanlagen sind eine davon. Sie werden eingesetzt, damit es trotz (noch) kleiner Bäume zu einem Temperaturrückgang kommen kann. Für die Zukunft sollen Fassadenbegrünung zusätzliche Abhilfe schaffen.

Nicht nur für’s Klima gut

Ein weiteres Ziel der Kühlem Meile ist die Neugestaltung des öffentlichen Raumes. Gerade in Neubau fehlt es an Möglichkeiten, sich in unmittelbarer Nähe im Freien aufzuhalten. Bisher waren 1⁄4 der Bezirksfläche dem Autoverkehr gewidmet. Breitere Gehsteige, Sitzgelegenheiten und Sprühnebel sollen dazu einladen, auch im eigenen Grätzl Freizeit genießen zu können, ohne Konsumzwang und ohne weite Wege zurücklegen zu müssen.

Die Bezirksvorstehung Neubau hebt hervor, dass es sich hier um ein Pilotprojekt handelt. Man nutzt die Gelegenheit um Maßnahmen auszuprobieren, daraus zu Lernen und auf Grundlage dessen zukünftige Umsetzungen zu gestalten. Klimaanpassung ist ein Prozess, die Kühle Meile Zieglergasse ein Anfang.


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