Sieglinde Woehrer

Wie Tiktok tickt – Videos der Generation Z

Fünfzehn Sekunden reichen schon, hauptsache die Moves passen und die Effekte stimmen. Mehr brauchen die NutzerInnen von Tiktok nicht, um mit ihren kurzen Videos Aufmerksamkeit zu bekommen.

Noch nie war es so leicht, Videos zu produzieren, wie mit der App Tiktok. Ein gefundenes Fressen für Kinder der Generation Z, die bereits im Sandkasten in die Selbstinszenierung auf Social Media Plattformen hineinwachsen.

Früher war Tiktok noch „Musical.ly“ und verbreitete sich in den Smartphones der Kinder, während die App unter den meisten Erwachsenen noch unbemerkt blieb. Mittlerweile hat Tiktok mehr als 500 Millionen aktive NutzerInnen und wurden in 150 Ländern auf der ganzen Welt gedownloaded. Damit hat Tiktok es geschafft. Als erste chinesische App konnte sie sich weltweit und auch in westlichen Ländern durchsetzen und wurde zu einer der beliebtesten Apps von Kindern und Jugendlichen.

Tiktok bringt vor allem Kinder und Jugendliche dazu, vor der Selfie-Kamera zu tanzen. Lippen werden synchron zu den Songs bewegt und für die Hände und den Kopf gibt es eigene „Moves“, „die man machen kann“. Alles ist einfach, und in wenigen Minuten werden unterhaltende und professionell aussehende Videos produziert. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Um das ganze am Laufen zu halten, gibt es immer wieder neue Trends und „Challenges“ in der Tiktok-Community, angesagte Bewegungen und Choreografien gehen viral und werden imitiert und nachgestellt. Damit wirklich alle an Tiktok Spaß haben können, werden die richtigen Bewegungen und Tiktok-Tänze von NutzerInnen auch auf anderen Plattformen wie Youtube erklärt.

Ähnlich wie Youtube, Snapchat und Instagram basiert Tiktok in erster Linie nicht auf Texte, sondern die Kommunikation erfolgt in erster Linie durch Bilder und Videos. Die Videos können relativ einfach mit Effekten, Emojis und Filtern künstlich bearbeitet werde n. Dadurch entstehen schnell unterhaltsame Clips, die mit anderen Nutzern geteilt und durch Likes bewertet werden können. Mittlerweile beschäftigen sich Kinder in sehr jungem Alter den Wirkungsweisen von sozialen Medien und lernen spielerisch, diese Tools für sich zu nutzen um mit eigenen Videos Aufmerksamkeit zu generieren und ihr Leben kreativ und gekonnt in Szene zu setzen.

Tiktok ist ab 13 Jahre erlaubt, viele Nutzer sind aber deutlich jünger

Während sich die Generation Z ihre Zeit mit Tiktok-Videos vertreibt, ist der Hype inzwischen auch bei älteren Generationen angekommen. Diese beschäftigt jedoch mehr, ob die chinesische App ein Sicherheitsrisiko für die besonders jungen Nutzerinnen darstellt. Offiziell ist die Nutzung von Tiktok nur erlaubt, wenn man mindestens 13 Jahre alt ist. Tiktok leitet Alter, Geschlecht, Interesssen und andere persönliche Informationen anhand der Nutzerinhalte ab, es wird jedoch ähnlich wie in anderen Social-Media-Plattformen von den Betreibern der App nicht kontrolliert, ob Nutzerinnen wirklich älter als 13 Jahre alt sind.

Anfang Juli hat die Regierung von Indien Tiktok gemeinsam mit 58 anderen chinesischen Apps verboten, weil die Aktivitäten auf diesen Apps die Souveränität und Integrität von Indien bedrohen würden. Tiktok wurde in Indien zuvor 600 Millionen Mal gedownloaded, und verliert somit einen der größten Märkte. Zurzeit steht die von Bytedance Technology betriebene Video-App in mehreren Ländern unter Kritik, weil illegale Inhalte entdeckt wurden, in denen Pornografie oder explizit Gewalt gezeigt wurde.

Als nächstes könnte die App in den USA verboten werden. Dort sorgt man sich darüber, das Tiktok genauso viele Daten speichert wie Facebook. Der amtierende US Präsident Donald Trump warnt davor, dass Tiktok eine nationale Sicherheitslücke darstellt, weil durch die chinesische App Daten von Amerikanern in die Hände der chinesischen Regierung gelangen würden. Er ordnete an, Tiktok gemeinsam mit WeChat ebenfalls zu verbieten, wenn sie nicht an einen amerikanischen Betreiber verkauft werden würde.

 

Die App Tiktok hat sich erstmals 2014 unter dem Namen Musical.ly in der Medienwelt von Kindern und Jugendlichen durchgesetzt. Im November 2017 kaufte Tiktoks Mutterkonzern Beijing Bytedance Technology Musical.ly für 800 Millionen bis eine Milliarde US-Dollar auf. In China selbst wird Tiktok nicht verwendet. Stattdessen gibt es dort die chinesische Version von Tiktok unter dem Namen Douyin 抖音, was so viel wie „Vibrierender Sound“ bedeutet.

 


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