Magdalena Willert

Corona-Neuinfektionen verlangen verstärkte Vorsicht

Die Achtsamkeit vor dem Virus, der uns seit März in Atem hält, verringert sich seit Ende des Lockdowns stetig. Der Virus hingegen ist noch präsenter als man meinen mag. Letzten Samstag wurde eine Rekordzahl von 303 Corona-Neuinfektionen getestet. Kurz ruft zu vermehrter Vorsicht auf, da sonst ein zweiter Lockdown droht.

 

Die Feier steigt auf der Donauinsel. Picknickdecken werden mitgenommen, für Getränke und Snacks ist gesorgt. Um die 30 Leute tanzen, sitzen oder flanieren auf engem Raum. Man lernt sich kennen. Der Becher wird verwechselt, das Brötchen geteilt und die Zigaretten geschnorrt (= erbettelt). Der Babyelefant ist auf solchen privaten Feiern – die vor wenigen Monaten für Aufsehen gesorgt hätten – nicht eingeladen. Die Durchsage „Bitte tragen Sie an öffentlichen Orten einen Mundschutz und halten Sie Abstand“ bleibt aus. Die Achtsamkeit vor Covid-19 hat keinen Platz mehr. Der Virus hat sich trotzdem eingeladen, denn kleine Feste oder Familienfeiern gelten nach Auslandsreisen als einer der größten Corona-Cluster. Die Zahl der derzeitig infizierten Corona-Erkrankten stieg auf 2.230 Fälle in Österreich, über 1.000 allein im Hotspot Wien.

 

Besonders junge Menschen betroffen

Der Virus ist nur mehr eine abstrakte Bedrohung, weshalb es auch schwerfällt die Einschränkungen einzuhalten, um so einer schnellen Verbreitung vorzubeugen. Die Angst, die uns im März dominiert hat, schwindet. Hygienebedingungen, Abstände und Vorsicht minimieren sich. Und auch die Altersverteilung der Infizierten hat sich geändert. Der Großteil der früheren Corona-Erkrankten waren ältere Menschen, was sich in der vergangenen Woche jedoch auf die Gruppe der 15 bis 24-Jährigen verlagert hat. Gesundheitsminister Anschober erklärt sich dies mit der Sorglosigkeit vieler junger Menschen, die sich ohnehin nicht von der Gefahr betroffen sehen. Diese Einstellung hält die Kurve jedoch nicht flach, sondern stellt vor allem eine Bedrohung für Ältere und Menschen der Risikogruppe dar.

 

Größter Corona-Cluster: Urlaubsreisen

Für Teile Spaniens, Portugal und den Balkan bestehen zurzeit Reisewarnungen.

Die Regierung reagiert vor allem auf den größten Auslöser der Corona-Neuinfektionen: Urlaubsreisen. Sie verstärkt Reisewarnungen, weitet Grenzkontrollen aus und bittet um mehr Vorsicht, um einen zweiten Lockdown und strengere Corona-Maßnahmen vermeiden zu können. Bundeskanzler Kurz kritisiert zudem, dass die Gesundheitsbehörden ihre Testungen verbessern müssen, das heißt, die Ergebnisse sollen früher an die Betroffenen gelangen und die Quarantäne-Maßnahmen müssen schneller umgesetzt werden. „Es war absehbar, dass durch die Reisebewegungen in der Ferienzeit die Zahl der Neuinfektionen steigt. Aber ja, ich mache mir Sorgen: Die aktuellen Zahlen sind besorgniserregend.“ Seit Montag gilt auch eine Reisewarnung der Stufe 6 für Kroatien. Das bedeutet, dass Urlaube kostenlos storniert werden können. Die Einreise nach Kroatien ist nicht verboten, kann aber Folgen haben: Rückholaktionen durch das Außenministerium werden kostenpflichtig und auch der Krankenstand nach einer Infizierung im Urlaub wird nicht bezahlt.

 

Aber die Party lässt man sich trotzdem nicht verderben: auf der Tanzfläche mit gewaschenen Händen und Mundschutz, auf der Picknickdecke mit Abstand. Mit beschrifteten Getränkebechern und kollektivem Verantwortungsgefühl geht es trotz Corona in einen entspannten Spätsommer.


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