Julia Lenart

Naschmarkt

Der Naschmarkt ist einer der beliebtesten und größten Märkte Wiens. Seit dem 18. Jahrhundert verwöhnt er seine BesucherInnen mit Köstlichkeiten aus aller Welt. Beim Flanieren wird man aus dem üblichen Großstadtleben herausgerissen. Man fühlt sich durch das besondere Flair des Naschmarktes in eine andere Welt versetzt.

Ursprünge

Der Name Naschmarkt leitet sich vermutlich von der früheren Bezeichnung Aschenmarkt ab. Aschen ist ein altes Wort für Eschenholz, aus dem die (als Asch bezeichneten) Milcheimer waren. Den in den Anfängen war der heutige Naschmarkt ein Milchmarkt. Er befand sich vor dem Freihaus am heutigen Karlsplatz. Ab dem 19. Jahrhundert wurden hier außerdem exotische Köstlichkeiten aus aller Welt (u.a. Datteln, Oliven, etc.) angeboten, weshalb man den Markt später den (lange Zeit inoffiziellen) Namen Naschmarkt gab.

Besonders die Naschereien gehören zum Naschmarkt

Bis zum 18. Jahrhundert lag an der Freyung, in der Innenstadt Wiens, ein Obst- und Gemüsemarkt. Dieser musste allerdings aus Streitgründen mit dem angrenzenden Schottenkloster verlegt werden. Er wurde mit dem Kärntnertormarkt zusammengelegt, der wiederrum später mit dem Naschmarkt verschmolz.

Der alte Naschmarkt bei der Kettenbrückengasse

Mit der Zeit erweiterte sich der kleine Milchmarkt an der heutigen Kettenbrückengasse zu einem bunten Treiben. So waren am Markt bald die Bratelbrateranzutreffen, bewegliche Bratöfen, die ihre Fleisch- und Wurstwaren feilboten – die Vorgänger des berühmten Wiener Würstelstandes. In dampfenden Knödelhütten verkauften die Knödelköchinnen im 18. Jahrhundert alle Arten von Knödeln. Es war ein magischer Ort, an dem Waren gehandelt wurden, Köstlichkeiten feilgeboten und an dem die WienerInnen zusammenkamen.

1793 wurde eine Verordnung erlassen, nach welcher alle Obst- und Gemüsewaren, die auf Wagen (nicht über die Donau) nach Wien gelangten, auf dem Kärntnertormarkt zu verkaufen seien. In diesem Rahmen wurde auch der Obst- und Gemüsemarkt von der Freyung zum Freihaus beim Karlsplatz verlegt.

Die Verkaufsstände locken mit frischem und köstlichem Angebot

Aufwertung und (geplante) Verlegungen

1819 wurde der Naschmarkt durch die Bezeichnung Approvisionierungsmarkt aufgewertet. Damit war er einer der wichtigsten Versorgungsmärkte der Stadt. Die Besucherzahlen und das geschäftige Treiben sprachen für sich.

In den 1890er Jahren wurde der Wienfluss reguliert und umgeleitet, damit die Wiener Stadtbahn (unter der gestaltenden Leitung von Otto Wagner) errichtet werden konnte. Dabei wurde der Wienfluss in der Nähe des Stadtzentrums eingewölbt und eine Freifläche entstand, auf welche der (inzwischen offiziell Naschmarkt genannte) Markt 1902 verlegt wurde. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde damit begonnen, feststehende Marktstände zu errichten.

Allerdings war seine Lage am Rande der Innenstadt, mitten auf einem großen Verkehrsweg mit schlechter Anbindung, umstritten. Zunächst wollte man den Naschmarkt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zugunsten eines Prachtboulevards verlegen. Dieser kam aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges schließlich doch nicht zur Ausführung. Im Rahmen des Wiederaufbaus der Stadt Wien nach dem Zweiten Weltkrieg wurde über eine Verlegung nachgedacht. In den 1970er Jahren plante man, den Markt zugunsten einer Autobahnverlängerung zu verlegen. Doch die WienerInnen protestierten für ihren Naschmarkt und so steht er noch heute an seiner angedachten Stelle und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken.

Kleine Gaststuben verköstigen die BesucherInnen des Naschmarktes

Der Naschmarkt heute

Heute ist der Naschmarkt gesäumt von Verkaufsständen und kleinen Gastronomiebetrieben. Seit 1977 erweitert er sich samstags um einen mehrere tausend Quadratkilometer breiten Flohmarkt. In dem bunten Treiben bieten unzählige Privatpersonen sowie gewerbliche AnbieterInnen alte Gebrauchsgegenstände, Kunstwerke, Antiquitäten, etc. an. In den engen Räumen zwischen den eigens aufgebauten Verkaufsständen herrscht jeden Samstag ein reges Treiben.

Der Naschmarkt hat von Montag bis Samstag geöffnet. Täglich spazieren tausende Menschen durch die engen Gassen zwischen den Verkaufsständen und beleben das Stadtbild Wiens. Zwischen duftenden Marktständen, an denen Gewürze, Brot, Fleisch und natürlich Naschereien feilgeboten werden und HändlerInnen, die ihre Waren präsentieren, fühlt man sich wie an einen anderen Ort versetzt. Der Naschmarkt ist kein typischer Markt, wie man ihn im Wiener Stadtbild zwischen die Prachtbauten vermuten würde. Man fühlt sich ein bisschen in der Zeit zurückversetzt. Ein wundervolles Gefühl.


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