Da es den meisten Putzfrauen mittlerweile zu langweilig geworden ist, nur mit dem Besen in der Hand umherzulaufen bzw. mit ihm durch die Gegend zu fliegen, haben sie eine geheime Vereinigung – den „Club der grünen Gummihandschuhe “-gegründet.
Diese Vereinigung weist tiefe, weitreichende und zeitlose Verflechtungen zur Bruderschaft unabhängiger Hexen auf. Dadurch lässt sich auch schnell erklären, warum gegenwärtig auf dem Wappen ein verbogener Besen zu sehen ist. Das Hauptziel ist es, alle Frauen – und seit kurzem auch Männer – zu erreichen, die diesem Beruf ausüben. Das höchste Gremium hat nämlich mit einer Mehrheit der Stimmen beschlossen, die Vorschriften an die heutige Zeit anzupassen, sich zu emanzipieren und auch das „starke Geschlecht“ unter seine Fittiche zu nehmen.
Die Schwierigkeit, alle Putzfrauen mit Informationen zu versorgen, liegt darin, dass viele Pseudonyme vorhanden sind und viele Handlungen der Putzfrauen versteckt ablaufen. Außerdem sind sie auf der ganzen Welt verstreut.
Somit erscheint in immer einem anderen Land ein verschlüsseltes Buch, das Mythen aufdeckt und gleichzeitig die Welt aus zwei Perspektiven zeigt: aus der liegenden Perspektive, also jene unter dem Bett liegend und aus der Vogelperspektive, also auf der Leiter stehend.
Trotz angeborener Höhenangst bevorzuge ich persönlich die zweite Methode. Die Höhenangst habe ich kürzlich mittels Schocktherapie überwinden können. Ich selbst habe die Therapie zwar überstanden, aber ich rate jedem herzlich davon ab.
Die richtige Interpretation der Bücher erfolgt auf mehreren Ebenen. Die tiefgründige ist nur den Eingeweihten vorbehalten, die den Schlüssel zur Erkenntnis besitzen. Das Ziel ist es, mit Mitgliedern auf unsichtbare Art und Weise in Kontakt zu treten und ein Netzwerk aufzubauen.
Obwohl gesellschaftliche Umbrüche üblicherweise Millionen von Jahren dauern, sollte sich nach dieser Offenbarung niemand mehr über den plötzlichen Wandel vom Homo sauberus zum Homo romanus wundern. Die Entwicklung der Zivilisation, die vor unseren Augen passiert, hat unwillkürlich auch einen Einfluss auf den zweitältesten Beruf der Welt.
So wie früher die Frauen auf die Straßen gingen, kämpfen heute die Putzfrauen mit Büchern in den Händen um das ihnen gebührende Prestige in der Hierarchie der Gesellschaft. Eine Änderung in der Namensgebung und Neologismen wie beispielsweise Reinigungsfachkraft oder Putzfee reichen nicht mehr aus. Die Putzfrauen wollen mehr und greifen zur schrecklichsten aller Waffen: zum Stift oder zur Tastatur.
Die auf diesem Weg durchsickernden Informationen haben tiefere und weittragendere Konsequenzen als die Aufdeckungen von Wikileaks. Denn eines ist sicher: Das, was Wiki nicht weiß, das weiß ganz sicher die Putzfrau. Denn nur sie hat die Schlüssel in die Schlafzimmer, die Küchen und Keller der Regierenden.
Die Preisgabe dieser streng geschützten Informationen kann zum Zusammenbrechen von politischen Systemen aber auch zum Ausbruch von Wirtschaftskrisen führen, von kleineren familiären Tragödien abgesehen. Die ersten Signale gibt es schon aus Deutschland. Jetzt ist die Zeit für Österreich gekommen. Welches Land ist als nächstes dran?
Die sich in Europa ausbreitende Schreibwut der vermeintlichen Schreibunwilligen kann die ganze Welt verändern.
