Sandra Schmidhofer

Queere Migrant*innen in Wien

Es ist Pride Week!
Eine Woche, in der wir Diversität, Toleranz und Akzeptanz gegenüber der LGBTIQ-Community feiern und fordern. Aufgrund der #BlackLivesMatter Debatte fand auch das Thema Rassismus seinen Weg zurück in die breite öffentliche Diskussion. Für viele lesbische, schwule, bisexuelle, trans* oder inter* Migrant*innen ist Diskriminierung sowohl aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität als auch aufgrund ihrer Herkunft Alltag.

Es lebe die Vielfalt

Ende Juni setzen sich weltweit Menschen für die Rechte, Sichtbarkeit und Akzeptanz der LGBTIQ-Community ein. Der Begriff LGBTIQ umfasst Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle und queere Personen. Dabei geht es um Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität nicht dem heteronormativen Ideal entsprechen. Heteronormativität bedeutet, dass Heterosexualität und ein binäres Geschlechtersystem, bestehend aus Mann und Frau, als Normalität angenommen werden, während jegliche andere Form der sexuellen Orientierung und Geschlechtszugehörigkeit als abnormal oder gar unnatürlich wahrgenommen wird.

Auch in Wien finden im Rahmen der Vienna Pride jedes Jahr im Juni zahlreiche Veranstaltungen statt, die sich dieser Thematik widmen. Aufgrund der Corona-Pandemie fällt die bekannte Regenbogenparade heuer aus, nichtsdestotrotz gibt es ein buntes Alternativprogramm, über das ihr hier mehr erfahren könnt.

Während der Pride Week wird zum einen auf die Diskriminierung, welche die LGBTIQ-Community auch heute noch erlebt, aufmerksam gemacht, zum anderen geht es aber vor allem darum, seine Identität offen zu zeigen – und stolz darauf zu sein.

Wenn Homophobie auf Rassismus trifft

Nicht alle Personen aus der LGBTIQ-Community machen dieselben Diskriminierungserfahrungen. Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität sind auch mit Rassismus, Sexismus und anderen Formen von Entwürdigung verknüpft. Intersektionalität beschäftigt sich mit dem Thema der Mehrfachdiskriminierung, die eine Person – zum Teil gleichzeitig – erlebt. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass ein schwuler Mann innerhalb der LGBTIQ-Community aufgrund seiner Hautfarbe oder Herkunft diskriminiert wird. Gleichzeitig wird er innerhalb der eigenen Familie aufgrund seiner Homosexualität verurteilt.

LGBTIQ und Migration – Initiativen in Wien

Lesben, Schwule, Trans*, Inter* und Queers mit Migrationshintergrund sind häufig von Mehrfachdiskriminierung betroffen. In Wien gibt es Initiativen, die sich genau diesem Thema widmen. Wir möchten euch heute ein paar davon vorstellen:

MiGay:

MiGay wurde 2009 als Verein zur Integration und Unterstützung homo- und bisexueller, transidenter und queerer Migrant*innen ins Leben gerufen. Er dient als Plattform für Vernetzung, Information und Kultur. In ganz Österreich setzt sich MiGay gegen Rassismus, Homo- und Transphobie ein. Der Verein möchte außerdem aufzeigen, dass Intoleranz kein “Hetero-Phänomen” ist und es auch innerhalb der LGBTIQ-Community weiteren Handlungsbedarf gibt. Damit sich, wie sie selbst sagen, “jede*r unter dem Regenbogen willkommen fühlt”.

Queer Base – Welcome and Support for LGBTIQ Refugees

Immer wieder müssen Menschen ihre Heimat verlassen, weil sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verfolgt oder bedroht werden. So kommen auch jedes Jahr Personen nach Österreich, die aus diesem Grund Asyl beantragen. Die Queer Base – Welcome and Support for LGBTIQ Refugees – ist die Anlaufstelle, wenn es um Beratung und Bildungsarbeit im Themenbereich LGBTIQ und Flucht geht. Anzutreffen ist die Queer Base in der Türkis Rosa Lila Villa im 6. Wiener Gemeindebezirk. Es gibt Möglichkeiten zur Vernetzung, Rechts-, Sozial- und Coming-Out-Beratungen, sowie Unterstützung und Vermittlung bei medizinischen oder psychologischen Fragestellungen. Queer Base bietet außerdem Schulungen und Fortbildungen für Organisationen an, die im Asylbereich tätig sind.

Afro Rainbow Austria

Afro Rainbow Austria (ARA) ist eine Organisation von und für LGBTIQ-Migrant*innen aus afrikanischen Ländern in Österreich. Der Verein möchte auf die besondere Situation aufmerksam machen, die aufgrund von strukturellem Rassismus und Homophobie, sowohl vonseiten der österreichischen Mehrheitsgesellschaft als auch vonseiten der afrikanischen Communities, zu einer Mehrfachdiskriminierung von LGBTIQ-Migrant*innen aus Afrika führt. In seiner Arbeit bemüht sich ARA darum eine Gemeinschaft aufzubauen, die sich für Sichtbarkeit und Veränderung einsetzt. Sie bezeichnen sich als “Minderheit innerhalb einer Minderheit” und wollen durch Information und Bildungsarbeit einen Beitrag gegen Homophobie und Rassismus leisten.

ORQOA – Oriental Queer Organization Austria

Auch ORQOA – Oriental Queer Organization Austria – setzt sich für die Anerkennung und Rechte von Geflüchteten, die der LGBTIQ-Community angehören, ein. Der Schwerpunkt liegt in der Betreuung und Rechtsberatung Schutzsuchender aus dem Nahen Osten. Der Verein betreibt zudem Lobbying auf nationaler und EU-Ebene.

Homoriental

Um transkulturelles Feiern geht es in dem Club Homoriental. Zuletzt wurde Anfang Juni im Club-U zu internationalen Klängen das Tanzbein geschwungen. Wann die nächste Veranstaltung stattfinden wird, steht noch nicht fest. Wer auf dem Laufenden gehalten werden möchte, kann das hier tun.


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